Wie forstet man Regenwald auf? So wird’s gemacht

Anleitung zum Aufforsten von Regenwald

Nachdem wir mit unserem Projekt bereits verschiedenartige Flächen wieder bewaldet haben, möchten wir gerne unsere Erfahrungen mit Interessierten teilen.

Ich werde also im Folgenden die Bedingungen zum Aufforsten mit dem Ziel der Erhöhung der Artenvielfalt und CO2 Pufferung erläutern und dabei wertvolle Tipps und Tricks aus der Praxis geben.

Wie wurde das Grundstück zuvor genutzt?

Üblich sind folgende Nutzungen:

  1. Intensiver Fruchtanbau mit hohem Chemikalieneinsatz (Ananas, Melone, Banane). Dadurch wird der Boden ausgelaugt und durch wenig Bodenbewuchs ist die Erosion hoch. Es ist also kaum organisches Material im Boden vorhanden. Zudem ist davon aus zu gehen, dass der Boden tot ist und weder Mikroorganismen, noch Nützlingen wie Regenwürmern Lebensraum bietet. Es ist möglich, dass der Boden zuvor planiert wurde (siehe dazu Punkt 3.).
    Ananasplantage bei Pital
  1. Viehnutzung
    Wurde das Gelände zur Viehhaltung verwendet, so ist der Boden üblicherweise durch die Hufe der Tiere stark komprimiert. Außerdem werden oft chemische Produkte zur „Reinhaltung“ des Grases von unerwünschten Gewächsen verwendet und es ist möglich, dass das gepflanzte Gras invasiv ist. Durch alle Punkte, insbesondere aber letzteren wird neu gepflanzten Bäumchen das Wachstum erschwert.
    Der Kuhdung hilft allerdings dabei, organisches Material im Boden zu halten und die Grasschicht hilft gegen Erosion.
  1. Planiertes Gelände
    Wurde das Gelände durch eine Kettenraupe etwas planiert, so kam es in der Regel zu einem Abtragen und Verschieben der fruchtbaren Bodenschicht. Die nun oben liegende Bodenschicht ist extrem unfruchtbar und es wäre ein Heranschaffen von Mutterboden notwendig. Wenn möglich sollte kein kürzlich planiertes Gelände zur Wiederaufforstung herangezogen werden.
  1. Wirtschaftswald in Monokultur
    Je nach Baumart ist auch nach dem Abernten der Holzbäume mit neuen starken Trieben zu rechnen. Zudem könnte man behindert werden durch die alten Baumstümpfe. Das Anlegen eines virtuellen Pflanzgitters zum Auspflanzen der neuen Bäumchen im korrekten Abstand zueinander wird erschwert. Gewöhnlich wird ein Gras- und Buschwuchs im Wirtschaftswald mit mäßigem Chemikalieneinsatz niedrig gehalten.

In den Fällen 1., 2. und 3. sollte das Grundstück nach Möglichkeit einige Jahre brach liegen, damit sich der ausgelaugte Boden erholen kann.
Regelmäßiges Entfernen von Unkraut, welches dann verrottet, kann durch anschließende Bildung von organischem Material helfen, den Boden zu verbessern.
Faultiere im Ameisenbaum Pionierbewuchs wie solcher durch Ameisenbäume (Cecropia) oder Inga sollte beibehalten werden, da diese durch Blätterwurf die Bodenqualität ebenfalls verbessern. Zudem können sie später als Schattenbäume für die Setzlinge verwendet werden und locken Nützlinge an.

Ameisenbäume ziehen übrigens auch – wie der Name schon sagt – Ameisen an. In diesem Falle solche Ameisen, die Gegner der Blattschneideameise sind. Letztere können so in Schach gehalten werden, da sie sonst regelmäßig Unmengen an Blättern von Bäumen entfernen und so großen Schaden in der Wiederaufforstung anrichten.

Auch ein Anpflanzen von Leguminosen wie etwa Bohnen und Lupinen kann den Boden schnell verbessern.
Im Fall 3. kann auch versucht werden, durch Pflügen des Bodens mit Ochsen, Wasserbüffel oder einer Raupe das mikrobiologische Leben in der Erde schneller zu regenerieren.

Eventuell kann auch Regenwurmurin sowie die im Landwirtschaftshandel erhältlichen Pilzstämme Trichoderma viride kombiniert mit den Baktierien Azospirillum und Bacillus subtilis verwendet werden. Statt Trichoderma viride können auch Mykorrhiza Stämme verwendet werden.

In jedem Fall sollten diese Pilz- bzw. Bakterienstämme in der Baumschule auf die zu pflanzenden Bäumchen und in die Erde der Pflanztüten aufgesprüht werden. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass dadurch ein Multiplikationseffekt beim Baumwachstum erzielt werden kann.

Siehe hierzu auch: Wiederaufforstung – Erfolg durch Bodenbakterien und Pilze

Paket Trichoderma (Reisgranulat)

Bei Fall 4. gilt es, sich zu überlegen, wie die Baumstümpfe entfernt werden können. Es ist eher die Regel, dass abgeerntete Baumstümpfe von den üblichen Wirtschaftswaldbaumarten wie Teak (Tectona grandis), Gmelina (Gmelina arborea) oder Eukalyptus neu austreiben.

Dies geschieht, weil die unterirdischen Wurzelsysteme zum Zeitpunkt der Ernte per Säge noch voll ausgebildet sind. Nach der Ernte stirbt ein Teil des Wurzelwerks ab und dient dem verbleibenden Stumpf als Dünger, so dass er genug Kraft für neue Triebe bekommt.

Letztlich soll ja ein vollständiger Regenwald entstehen. Lässt man die Stümpfe ungehindert austreiben, können die neuen Austriebe schnell die gepflanzten Bäumchen überwuchern und schädigen.

Methoden zur Entfernung alter Baumstümpfe mit Bewertung:

  • Pflügen / Wegschieben mit Kettenraupe
    Diese Methode ist effektiv, aber mit hohem Kostenaufwand, Brennstoffverbrauch und Luftverschmutzung durch die Nutzung der Raupe verbunden.
    Wird ein CO2 Pufferungsprojekt geplant, so wären diese negativen Umweltfaktoren einzurechnen.
    Außerdem wird die Humuschicht, die sich in den oberen Bereichen der Erde befindet, durch Pflügen freigelegt und bei Regen ausgeschwemmt.

Kettenraupe Regenwald

  • Vergiften der Baumstümpfe mit Öl oder Pestiziden
    Diese Methode ist effektiv und günstig. Öl und Pestizide belasten allerdings das Grundwasser und schädigen den Boden und dessen Lebewesen. Gerade diese beiden sollten sich ja erholen.
  • Manuelles Entfernen der neuen Triebe und Brandrodung
    Diese Methode ist mäßig effektiv und durch Brandrodung wird CO2 frei. Es kommt zu starker Rauchentwicklung. Die Methode birgt aber andere Vorteile. Der Kostenaufwand liegt im mittleren Bereich.
    Gegen Ende der Trockenzeit wird das Grundstück zu erst per Machete oder Motorsense von allen Pflanzen befreit und die neuen Triebe der Baumstümpfe entfernt. Nachdem man etwa 2 Wochen zum Trocknen des abgeschlagenen pflanzlichen Materials gewartet hat, legt man rund um das Grundstück breite Schutzstreifen an, wo kein Holz und kein Gras sich mehr befinden darf. Dadurch kann beim anschließenden Feuerlegen ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbargrundstücke verhindert werden.Natürlich ist Brandrodung immer mit dem Risiko des Auslösens eines Waldbrandes verbunden und sollte daher nur von erfahrenen Personen und unter sorgsamem Vorgehen durchgeführt werden.
    Am Folgetag sind mit einer wassergefüllten Rückenpumpe die verbleibenden Brandherde zu löschen.
    Nach etwa einem Monat und einigen Regenfällen kann dann gepflanzt werden.Da Asche durch ihre Inhaltsstoffe die Erde verbessert, braucht man nicht mehr zu düngen. Asche kann auch den Ph-Wert des Bodens verbessern (in der Regel von übersäuert hin zu neutral). Allerdings zerstört das Feuer und vor allem die in den Boden eindringende Asche sowohl schädliche, als auch nützliche Pilzkulturen.
    Es wäre also nach einigen Monaten ein Ausbringen nützlicher Pilzkulturen empfehlenswert.Die Triebe der Baumstümpfe dürften zwar durch das Feuer geschwächt werden, allerdings ist mit vereinzeltem Austreiben weiterhin zu rechnen.
    Wenn die zu pflanzenden Bäumchen noch jung sind, können schattenliebende Bäumchen in die Nähe der Stümpfe gepflanzt werden.
    Später können die Stümpfe dann durch regelmäßiges Zurückschneiden (ein Mal im Monat etwa) abgetötet werden.

Fazit:

Wie sie sehen können, kommt es beim Wiederbewalden von vormals anderweitig genutzten Terrains auf die Art der vorherigen Nutzung an.

Während bei ehemaliger Nutzung als Weide, zum intensiven Fruchtanbau und insbesondere bei Nutzung als planiertes Gelände ein längeres Brachliegenlassen sehr empfehlenswert ist, kann dies bei einem ehemaligen Forstwirtschaftswald kürzer ausfallen. Vorteilhaft ist immer, wenn sich noch Primär- oder Sekundärwald in der Nähe befindet.

Brandrodung kann unter Umständen unliebsame Pflanzen aus der vorherigen Nutzung schwächen oder zurückdrängen, ist aber mit gewissen Risiken verbunden.

Wie ist das Gelände beschaffen und welche Konsequenzen hat dies fürs Wiederaufforsten?

Wie in den Forschungsdokumenten des „Regenwald der Österreicher“ der Universität Wien nachzulesen ist, sind für eine hohe Anwachsquote flache Grundstücke stets zu präferieren.

Generell ist in Hanglagen die Anwachsquote von jungen Bäumchen verringert. Wenn eine regelmäßige Kontrolle stattfindet und abgestorbene Bäumchen nachgepflanzt werden, kann aber auch in Hanglagen gepflanzt werden.

Zudem gibt bestimmte Baumarten, die an Hängen trotz allem gut wachsen z.B. Copaifera camibar, Humiriastrum diguense und Virola koschnyi

Hänge können zudem mit Yucca guatemalensis und mit verschiedenen Bambusarten stabilisiert werden.

Yucca guatemalensis zur Stabilisierung eines Hanges

Sumpfige Gebiete oder solche mit regelmäßiger Überschwemmung sind nur für bestimmte Baumarten (Mangroven und Raphia taedigera etwa) geeignet. Dies gilt es vorher abzuklären.

Je nach geographischer Lage sind beeinflussende Faktoren der jährliche durchschnittliche Niederschlag und die Sonnenscheindauer, sowie die jährliche Durchschnittstemperatur.

Gemäß diesen Bedingungen wären die Baumarten zum Wiederaufforsten zu wählen.

Hier kann ein Biologe mit einer Einschätzung der Flora im Projektgebiet oder ein erfahrener Betreiber von Baumschulen weiterhelfen.

Werden Bäume aus Regenwaldzonen mit komplett verschiedenen Rahmenbedingungen in andere Regenwaldzonen gebracht, wachsen sie entweder gar nicht an oder entwickeln sich nur schlecht.

Generell sollte eine Pflanzung zur Wiederbewaldung in Gegenden mit ausgeprägter Trockenzeit stets wenige Wochen nach Beginn der Regenzeit beginnen.

Ein Pflanzen während der Trockenzeit ist nur bei regelmäßiger manueller Bewässerung zu empfehlen, was die Kosten jedoch unnötig erhöht.

Auch könnte das Schaffen von künstlichem Schatten notwendig werden, was ebenfalls einen hohen Aufwand bedeuten würde.

Wie erkennt man, ob ein Setzling abgestorben ist?

Der erste Hinweis auf einen abgestorbenen Baum ist, dass er alle Blätter verliert. Doch Vorsicht!
Dies kann bei bestimmten Baumarten normal sein. So verliert zum Beispiel der Guajakbaum vor seiner Blüte all seine Blätter.

Es gibt aber noch einen anderen Trick, um einen abgestorbenen Baum zu erkennen:
Kratzen sie einfach mit dem Fingernagel einen kleinen Teil der Baumrinde ab.
Wenn es darunter grün ist, lebt der Baum noch. Wenn es darunter braun und ausgetrocknet ist, sollten sie den Baum ersetzen.

Mit welchen Bäumen soll aufgeforstet werden?

Bei unserem Projekt stellten wir uns die gleiche Frage. Man will ja nicht einfach wahllos Bäume pflanzen, sondern möchte einem gewissen Qualitätsanspruch oder einem Konzept treu bleiben.
So kamen wir auf bestimmte Baumarten, welche dem großen Soldatenara von Nutzen sind. Natürlich helfen diese Bäume auch vielen anderen Vögeln und Säugetieren. Durch Befragungen von erfahrenen Waldläufern und Feldarbeitern sowie durch die wissenschaftliche Arbeit von Guiselle Monge, welche eine Liste der vom großen Soldatenara präferierten Bäume erstellte, kamen wir zu unserem Baumportfolio.

Übersicht einer jungen Wiederaufforstung in Costa Rica

Letztlich muss jeder, der Regenwald aufforsten will, sich diese Frage selbst beantworten. Möglich wäre natürlich auch einen Wald zu schaffen, welcher ausschließlich extrem bedrohte Bäume beherbergt oder den Fokus auf andere Tierarten legt.
Mittelamerikanischer Tapir
Zum Beispiel mag der Tapir (Tapirus bairdii) sehr gerne die Früchte des Parmentiera valerii Baumes.

Wo bekomme ich die Setzlinge bzw. die Samen her?

Ohne Fachwissen ist es nicht einfach, die benötigten Bäume im Regenwald zu finden.

Im Primärregenwald sind die Bäume oft so hoch, dass die zur Identifikation benötigten Blätter und Äste zu weit oben hängen. Früchte fallen nur zu bestimmten Zeiten vom Baum und bei jungen Bäumchen variiert die Blattform und Farbe oft so stark, dass eine Zuordnung erschwert wird.

Meine Empfehlungen wären folgende:

  • Zum Finden von Samen bzw. jungen Bäumchen im Regenwald sollten auf Bäume spezialisierte Führer herangezogen werden. Sind Samenquellen identifiziert, sollten sie dokumentiert werden, so dass dort jährlich Samen abgeholt werden können.
  • Wenden sie sich an spezialisierte Baumschulen. Diese halten Bäumchen in größeren Mengen vorrätig, und sie sparen sich die Wartezeit im Vergleich zu selbst gepflanzten Samen.
  • Wenn sie auf längere Sicht größere Flächen aufforsten wollen, sollten Sie möglichst zuerst mindestens 3 Exemplare aller zu pflanzenden Bäumchen besorgen und diese dicht beieinander im ersten Pflanzabschnitt setzen.
    Auf diese Weise schaffen Sie ihre eigene Samenquelle und brauchen in einigen Jahren nur noch dort die Samen aufzusammeln.

Wie lange dauert das Keimen der Samen?

Das hängt von der Samenart, der Umgebungstemperatur und der Vorbehandlung ab.

Langsam keimende Samen können durch Eintauchen in ein Wasserbad über 24 Stunden und eine darauf folgende einstündige Exposition an Sonnenlicht zu schnellerem Keimen bewegt werden.

Bei bestimmten Baumarten wie etwa Dipteryx panamensis, Castilla Elastica, Hura crepitans und Carapa guianensis ist ein Umpflanzen von kleinen Bäumchen direkt aus dem Wald in die Wiederaufforstung erfolgversprechend.

Wenn Sie Bäumchen vorsichtig aus der Erde reissen, um diese später zu pflanzen, halten Sie für den Transport feuchtes Zeitungspapier bereit und stellen Sie die Bäumchen wann immer möglich so wie einen Blumenstrauss in täglich frisches Wasser. Auf diese Weise können ausgerissene Bäumchen sehr lange überleben.

In welchem Abstand soll gepflanzt werden (Abstand der Bäume im Wald zueinander)?

Diese Frage wird kontrovers diskutiert. In Wirtschaftswäldern ist zu Beginn ein geringer Pflanzabstand nötig (etwa 2,5m x 2,5m oder 3m x 3m), damit die Bäume möglichst gerade empor wachsen, und somit eine bestmögliche Nutzung beim Zersägen gewährleistet werden kann.

Es wird dann allerdings nach wenigen Jahren – oft mehrmals – ausgedünnt.

Soll ein Wald entstehen, spielt der Aspekt des Hochwachsens keine Rolle. Es gibt Projekte, welche auf 3m x 3m pflanzen, um möglichst viele Bäume unter zu bringen.

Ein Wiederbewaldungsprojekt für den Bereich des Panamakanals empfiehlt ebenfalls diesen Abstand.

Der Regenwald der Österreicher pflanzt 3m x 3,5m (im Hahnenfuss Muster)

Plantaciones Edelman pflanzt seine Wiederaufforstung auf 3,8m x 3,8m.

Letztlich bleibt es also der Einschätzung des Projektleiters überlassen, wie genau gepflanzt werden soll. Abstände von 2m x 2m erscheinen mir allerdings zu gering, um den Bäumen in hohem Alter ein vernünftiges Wachstum zu ermöglichen.

Wie soll gepflanzt werden?

Um den Platz möglichst gut auszunutzen, empfiehlt es sich, ein striktes Pflanzmuster einzuhalten. Am einfachsten ist das Gitterlinien System anzuwenden.

Benötigte Werkzeuge:

  • ein Pflanzspaten (Spaten mit langem aber schmalem Blatt)
  • eine lange, gut sichtbare Schnur
  • Messstab: Ein langer, leichter Stab, der auf die Länge der gewünschten Pflanzdistanz zugeschnitten wird
  • zwei Pfosten zum Befestigen der Schnur
  • ein Kompass
  • Stecken (am besten anwachsend) zum Markieren der Setzlinge
  • Flatterband
  • einen Helfer

Vorgehensweise:

  1. An einer geeigneten Stelle auf dem Grundstück wird eine etwa 50m lange Linie Richtung Norden gezogen. Dazu wird ein Pfosten zum Befestigen des einen Endes der Schur eingegraben. Mit dem Kompass wird Norden angepeilt.
    Der Helfer wird am anderen Ende so dirigiert, dass er genau im Norden steht.
    Dort wird dann der zweite Pfosten eingegraben und beide Pfeiler mit der Schnur verbunden. So erhält man eine gerade Linie im Gelände zur Orientierung.
  2. Nun wird kurz hinter dem ersten Pfosten direkt unter der Schnur das erste Loch ausgehoben. Das nächste Loch wird dann mit dem Messstab abgemessen und zwar vom Zentrum des ersten Lochs nach Norden, immer unterhalb der Schnur. Dort wo der auf der Erde liegende Messstab endet, wird also das nächste Loch gegraben und so weiter.
  3. Für die nächsten Reihen ist analog zu verfahren. Um eine gerade Linie zu bekommen, kann es sinnvoll sein, von der Urspungslinie aus zwei Punkte mit dem Messstab im rechten Winkel in Richtung der neuen Reihe zu messen. So kann man sicherstellen, dass der Seitenabstand korrekt ist.
  4. Zum Pflanzen der Setzlinge ist mit dem Pflanzspaten ein Loch auszuheben. Bei der Auswahl der Baumart für das Loch sollten die Umgebungsbedingungen mit den Anforderungen des Setzlings abgeglichen werden. (z.B. sollten schattenliebende Bäume nicht in die Sonne gesetzt werden)
  5. Nach dem die Setzlinge in das Loch gelegt wurden, ist es empfehlenswert, neben dem Loch 2-3 Spaten hummusreiche Erde von der Oberfläche weg zunehmen und in das Loch zu geben. Dadurch ist die beste Erde um das Wurzelwerk des Bäumchens herum und ermöglicht so ein gutes Anwachsen.
  6. Nachdem der junge Regenwald angelegt wurde, sollte man die Bäumchen noch mit hüfthohen Stecken markieren. Diese werden etwa 20cm neben die Setzlinge gesteckt und können für bessere Sichtbarkeit zusätzlich mit Flatterband oder Sprühfarbe markiert werden. Ohne diese Maßnahme könnten die Bäumchen sonst beim nächsten Freimachen im schnell wachsenden Unkraut übersehen und mit der Machete umgehauen werden. (für weitere Infos zu den Stecken siehe Infokasten unten)
  7. Wenn nötig, können auch Baumnummern vergeben und an den Stecken angebracht werden.
    Hier würden wir solche aus Plastik den Aluminiumnummern vorziehen. Die Plastiknummern haben sich als resistent erwiesen und haben einen wesentlich geringeren ökologischen Fußabdruck.
    Zum Befestigen der Baumnummern hat sich gebrauchtes aufgefasertes Elektrokabel als zweckdienlich erwiesen. Zu dicker Draht sollte nicht gewählt werden, da er sich nur schwer schneiden und biegen lässt.

Baumplakette an Regenwald Setzling

Lebende Stecken

Die folgenden Bäume haben Äste, die abgeschnitten in die Erde gesteckt werden können und dann anwachsen:

–          Gliricidia sepium
–          Erythrina poeppigiana
–          Bursera simaruba
–          Crescentia alata / Crescentia cujete

Zum Markieren von Setzlingen sollten fingerdicke Stecken gewählt werden.

Wie oft sollte der wiederaufgeforstete Bereich gewartet werden?

Es sollte alle 3-4 Monate Unkraut beseitigt werden (per Machete oder Freischneider).

Zudem sollten die Setzlinge kontrolliert und von Schlingpflanzen befreit werden, sowie die Markierungsstecken nach Bedarf ausgetauscht werden.

Haben die Bäume nach 3-4 Jahren eine ausreichende Größe, so kann die Wartung zurückgefahren werden. Ohnehin werden die Bäume Schatten werfen, so dass Unkraut weniger schnell wachsen kann.

Literaturempfehlungen:

Buch „Creando un bosque / Creating a forest“, ISBN: 978-3-9502996-2-5, Sprache Spanisch/Englisch

Dieses Buch enthält Beschreibungen von Bäumen, die für Wiederaufforstung von Regenwald geeignet sind. Außerdem ist eine Übersichtsliste dieser Bäume vorhanden, an Hand welcher man den Standortanforderungen für den Setzling bestimmen kann. (z.B. Hanglage, Schatten, Sonne, schlechter Boden, etc.)

Sehr empfehlenswert!

Anleitung für ein Wiederaufforstungsprojekt in Panama (spanisch):

https://pancanal.com/wp-content/uploads/pandata/2018/cuencahidrografica/manualdereforestacionvolumen1.pdf

Internetseite des Smithsonian Institute mit Detailfotos vieler Baumarten zur Identifikation von Bäumen, Samen und Setzlingen (englisch) – Stand JAN 2023 seit mehreren Jahren offline, daher entfernt.

Pflanzen der Halbinel Osa: Übersicht der Tropenbäume bei NYBG

Osa Conservation – Plant finder

14 Gedanken zu „Wie forstet man Regenwald auf? So wird’s gemacht“

  1. Hallo Herr Edelman,

    recht herzlichen Dank fuer den Einblick ins Alltagsleben in Kosta Rika bei der Aufforstung von Regenwald. Es steht mehr dahinter als zuerst auf das auge trifft.

    Es ist ein sehr schoenes Projekt und wenn haette ich ein Stueck Land in den Tropen wuerde ich auch neuen Regenwald pflanzen! Laut ihre Anleitung.

  2. An solche Infos kommt man sonst nicht heran.
    Ich arbeite bei einer Regenwaldschutz Organisation, deren Name nicht genannt werden soll.
    Ich bin aber „Bürostute“.
    Dank dem Artikel kann ichs mir gut vorstellen wie die Wiederbewaldung funktioniert.
    Haben sie Probleme mit Blattschneider Ameisen und Was tun sie dagegen?

  3. Hallo Frau Wirt,

    vielen Dank für Ihren Kommentar.

    Blattschneideameisen (atta sp.) sieht man momentan selten in unserer Wiederaufforstung.
    Mir ist die Problematik aber bekannt. Blattschneideameisen können großen Schaden im Regenwald anrichten.
    Sie haben allerdings auch bevorzugte Bäume. Dazu gehören Zitrusbäume und Maniokblätter.

    Tipps und Tricks gegen diese Ameisen gibt es unzählige, jedoch sind nur wenige wirklich zielführend.
    Um einzelne Bäume zu schützen kann man Leimringe nehmen. In Costa Rica gibt es eine Art Leim namens Zapicol im Handel. Bei regelmäßigem Auftragen auf den Baum kann so ein Hochklettern der Ameisen verhindert werden.
    Es muss aber sichergestellt werden, dass die Ameisen keine anderen Möglichkeiten zum Erklimmen des Baumes haben. Kletterpflanzen oder hochwachsendes Gras wäre also vorher zu entfernen.
    Als Repellent käme auch Zitronengras in Betracht, so fern es bei Ihnen verfügbar wäre.

    Eine Durchmischung der Baumarten beim Wiederaufforsten ist ebenfalls hilfreich.

  4. diese anleitung zum aufforsten von regenwald ist erstklassig
    gute insider infos
    man merkt, sie haben ahnung vom regenwald

    wir forsten in bolivien wald auf und koennen die infos gebrauchten

    tausend dank!

  5. Eine Anleitung zum Aufforsten von Regenwald!!
    Was es nicht alles gibt im Internet! Unfassbar, aber schön geschrieben und hilfreich – obwohl ich gerade ein Stück Land zum Bewalden über hab 😀

  6. Spitze Anleitung! 1A!

    Wir, meine Frau und ich, sind von 10 Jahren nach Panama ausgewandert und haben Grundeigentum erworben.
    Gekauft hatten wir eine ehemalige Teak Plantage, da war die Problematic die gleiche wie bei Mellina.
    Die teiben wieder und wieder aus.

    Danke auch für die Tips fuer die Baumschule, koennen wir gut brauchen.
    Auch wir haben uns zum Aufforsten von Regenwald entschlossen. Stueck fuer Stueck wollen wir den Teak loswerden und mit wertvollen heimischen Baeumen ersetzen
    Wir werden uns ihrer Liste bedienen, aber das schon, hier heissen die Baeume teilw. anderster zum Glueck stehen die Namen auch auf Latein dabei.

  7. Wir haben uns der Anleitung zum Wiederbewalden bedient und es hat geklappt. Also bis jetzt.
    Einiges ist ja klar, aber es waren wertvolle Tipps dabei. Zum Beispiel, dass die Bäume besser wachsen wenn mit „gut“-Pilzen versehen.

    Schwerpunkt bei uns: Ansiedlung von Faultieren im Tropenwald.
    Ich bin absoluter Faultierfan!!

  8. Meine Meinung: TOP!
    1. Das Wiederaufforstungs- Baumschenk- Projekt ist ein ERfolg auf ganzer Linie.
    2. Mit einer Anleitung zum Regenwaldpflanzen wie hier erreicht man ne Menge Publikum.
    Beides möge dem (einzigen!) Planten, den wir haben, unserer Mutter Erde, helfen. Und uns noch lange mit der Umwelt zu versorgen, die wir brauchen. Gegen einige Soldatenaras habe ich auch nichts! Schöne Tiere sind das. Hoffe, sie sind zu retten.

    Hätte die Hoffnung für den Menschheit unlängst aufgekündigt, wenns nicht solche Projekte gäbe.

  9. Zum Thema Regenwaldaufforstung habe ich ein tolles Video gesehen: https://quer-denken.tv/aus-zerstoertem-regenwald-wurde-ein-paradies-wie-erschafft-man-einen-artenreichen-lebendigen-wald-in-nur-2-jahren-fortsetzung-der-erfolgsgeschichte/

    Die Aufforstung dient der naturnahen Nutzung durch den Menschen, aber die Methoden lassen sich wohl genauso auf „nur Regenwald“ anwenden. Gerade die schnelle Fruchtbarmachung kaputter Böden sieht doch sehr vielversprechend aus. Neuer Wald in Rekordzeit.

  10. Hallo Jens,
    vielen Dank für Ihren Hinweis.
    Der Beitrag ist in der Tat sehr spannend.
    Die Option mit dem Pflügen von stark kompaktierter Erde mit Ochsen hab ich oben ergänzt, ebenso wie eine Vorbereitung des Grundstückes mit Bohnen (bzw. Leguminosen).
    In Costa Rica ist der Bohnenanbau „Pflicht“ für jeden Landwirt.
    Was mir in dem Beitrag allerdings etwas zu kurz kommt, ist der Fakt, dass doch die meisten der in Monokultur angebauten Bäume letztlich von den „entwickelten Staaten“, also von uns, benötigt und beansprucht werden.
    Es ist also nicht fair, lediglich den Anbau von Holz in Monokultur zu verdammen und vielleicht sogar dies der lokalen Bevölkerung anzulasten. Auch wenn diese Anbaumethode in der Tat gravierende Nachteile hat.
    Korrekt wäre es, bei den Konsumenten anzusetzen und beispielsweise zu fragen, ob Europaletten nach einmaliger Nutzung schon verschrottet werden sollten, und ob überhaupt ein Vorteil für die Natur entsteht, wenn Plastiktüten 1:1 durch Primärpapiertüten ersetzt werden.

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